
Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsverbände des Forum Veranstaltungswirtschaft haben heute im Rahmen eines parlamentarischen Frühstücks mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages über die drängendsten Herausforderungen der Branche diskutiert. Im Mittelpunkt standen dabei die Themen Rechtssicherheit bei der Beauftragung von Selbstständigen, die Anpassung des Arbeitszeitgesetzes sowie notwendige Reformen im Jugendarbeitsschutzgesetz.
Die Veranstaltungswirtschaft ist mit rund einer Million Beschäftigten einer der größten Wirtschaftszweige Deutschlands. Ihre Arbeitsbedingungen sind durch unregelmäßige Arbeitszeiten, Wochenendarbeit und praxisnahe Ausbildung geprägt. Strenge gesetzliche Rahmenbedingungen führen jedoch in vielen Fällen zu Einschränkungen, die den Ausbildungs- und Berufserfolg behindern und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche gefährden.
Besonders dringlich ist für die Branche die Reform des Arbeitszeitgesetzes. Die geltende Begrenzung auf acht bzw. maximal zehn Stunden täglich und 40 bis 48 Wochenstunden wird den betrieblichen Realitäten nicht gerecht. Aufbau, Durchführung und Abbau einer Veranstaltung lassen sich nicht in starre Acht-Stunden-Raster pressen. Das Forum Veranstaltungswirtschaft fordert deshalb eine praxisgerechte Flexibilisierung, etwa die Möglichkeit, tägliche Höchstarbeitszeiten auf bis zu zwölf Stunden und Wochenarbeitszeiten auf bis zu 60 Stunden zu erhöhen – verbunden mit klaren Schutzmechanismen wie Ausgleichszeiten oder Vergütung im gleichen Monat. Solche EU-rechtskonformen Modelle haben sich bereits in Österreich oder der Filmwirtschaft bewährt. Die aktuelle Bundesregierung hatte angekündigt, dieses Thema im Sinne der Veranstaltungswirtschaft schnell anzugehen – das Forum fordert, diesen Weg nun konsequent umzusetzen.
Marcus Pohl, 1. Vorsitzender des ISDV, betonte:
„Unsere Branche braucht endlich klare rechtliche Rahmenbedingungen. Nur wenn Beauftragung, Arbeitszeiten und Ausbildungspraxis realistisch geregelt werden, können wir die Innovationskraft der Veranstaltungswirtschaft sichern und Deutschland als Standort wettbewerbsfähig halten.“
Auch die Nachwuchsförderung spielte eine zentrale Rolle. Die aktuellen Regelungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes erschweren es Auszubildenden, praktische Erfahrungen bei Abend- und Wochenendveranstaltungen zu sammeln – Einsätze, die für eine praxisnahe Ausbildung unerlässlich sind.
René Tumler, Geschäftsführer des EVVC, ergänzte:
„Es ist höchste Zeit, jungen Menschen realistische Lern- und Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Wer im Veranstaltungsbereich ausgebildet wird, muss auch dort Erfahrungen sammeln können, wo die Branche tatsächlich stattfindet – inklusive Abend- und Wochenendveranstaltungen.“
Mit dem Forderungskatalog, der den Abgeordneten heute übergeben wurde, fordert das Forum Veranstaltungswirtschaft unter anderem:
- Rechtssicherheit bei der Beauftragung von Selbstständigen durch eine Reform des Statusfeststellungsverfahrens,
- Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an die betrieblichen Realitäten der Veranstaltungswirtschaft,
- Reformen im Jugendarbeitsschutzgesetz, um praxisorientierte Ausbildungseinsätze zu ermöglichen.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft weist zudem darauf hin, dass viele Beschäftigte der Branche sich bewusst flexiblere Arbeitszeitmodelle wünschen: Mehrere intensive Arbeitstage am Stück, dafür längere Erholungsphasen. Dieses Bedürfnis nach selbstbestimmter Arbeitsgestaltung sollte ernst genommen und gesetzlich ermöglicht werden.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft wird den politischen Dialog in den kommenden Monaten fortsetzen, um gemeinsam mit den Verantwortlichen tragfähige Lösungen für die Zukunft der Branche zu entwickeln.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft ist ein Zusammenschluss von sechs maßgeblichen Verbänden des Wirtschaftsbereichs in Deutschland: dem BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V.), dem EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.), dem FAMA (Fachverband Messen und Ausstellungen e.V.), der ISDV (Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft e.V.), der LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.) und dem VDVO (Verband der Veranstaltungsorganisatoren e.V.).
Ziel der Allianz ist es, Netzwerke, Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln und somit die politische Interessenvertretung zu stärken. Der Zusammenschluss der wesentlichen Sektoren der Veranstaltungswirtschaft versteht sich ausdrücklich nicht als Dachverband. Jeder Partner vertritt die spezifischen Interessen seiner Mitglieder auch weiterhin unmittelbar. Die Schnittmengen der politischen Erwartungen der verschiedenen Sektoren – wie der Kultur-, Kongress- und Tagungsveranstalter:innen, Veranstaltungsstätten, Veranstaltungsplaner:innen und Veranstaltungsdienstleister:innen – sind jedoch groß und alle Teilbranchen sind eng miteinander verzahnt. Daher wird durch den Schulterschluss der Verbände die Wahrnehmung des Wirtschaftszweigs durch Politik und Öffentlichkeit erheblich verstärkt.