1971

"Wer möchte nicht lieber durch Glück dümmer, als durch Schaden klüger werden?" [Salvador Dali]

Die Welt 1971

Krönung der Ostpolitik: Bundeskanzler Willy Brandt wird in Oslo mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet. In der Heimat bombt derweil die RAF mit einer Serie von Anschlägen den inneren Frieden in die Krise. Auch bei ALDI hängt der Haussegen schief, kann Mitinhaber Theo Albrecht erst gegen ein Lösegeld von sieben Millionen Mark aus der Hand von Entführern frei gekauft werden. Selbst die bisher heile Welt der Fußballfans wird erschüttert: Der Bundesliga-Skandal produziert reihenweise Sperren und Verurteilungen, Stürmer-Legende Pele hat "Flasche leer" und beendet die Karriere. Bafög macht die Studentenwelt ein bisschen heiler, die schwachen Kopfrechnern unter ihnen wittern Morgenluft: Der erste Taschenrechner von Texas Instruments wiegt zwar immer noch mehr als ein Kilo, beherrscht aber bereits vier Grundrechenarten. Im Ostberliner Politbüro zanken sich die rechenschwachen Micky Mäuse und tauschen Nullen: Walter Ulbricht geht, Erich Honecker kommt. Die echten Micky Mäuse aber beziehen in Orlando eine neue Heimat: Disneyland! Time to say Good Bye: Nikita Chruschtschow, "Satchmo" Armstrong und Igor Strawinsky klopfen an die Himmelstür. Bob Dylan auch – mit "Knocking on Heavens Door". John Lennon kontert mit "Imagine", Ex-Boxweltmeister Sonny Liston wird nie wieder kontern. Aber dennoch muss die Schicksalsgöttin ein Herz für Boxfans haben: In Kiew wird im gleichen Jahr Vitali Klitschko geboren.

Der Verband 1971

Die Zeit der ersten großen Pleiten im Veranstaltungsgeschäft. Boxweltmeister Joe Frazier floppt als Sänger. Tourneeabbruch. Klaus Kinski kommt mit seiner "Jesus Christ Erlöser" -Performance auch über eine skandalöse Premiere in der Deutschlandhalle kaum hinaus, Daliah Lavi, Max Greger, Roy Black und Miguel Rios sagen ihre Herbstgastspiele ab. Dafür zieht Udo Jürgens über 500.000 Besucher an, sind "Anatevka" und "Holiday on Ice" wahre Dauerbrenner. Der Verband hat eine starke Jahreshauptversammlung in Bremen mit 43 stimmberechtigten Anwesenden von insgesamt bereits 54 Mitgliedern. Kraeft wird wiedergewählt, der Heilbronner Alfred Mayer neuer Vize. Man freut sich über die Präsidentschaft von Werner Hangstein im Verband deutscher Radrennbahnen, das Bundesverdienstkreuz, das dem Bonner Alfred Krahé verliehen wird und eine Verbesserung des Vorjahresergebnisses um stolze 30% in der Duisburger Mercatorhalle. Genugtuung auch über ein Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart, das den kommunalen "Steuerzwerg" Vergnügungssteuer endgültig für rechtswidrig erklärt. Ärgern kann man sich immer wieder herrlich über den "Gästeräuber" Fernsehen, einige erkennen aber bereits den promotionellen Nutzen und die neuen Einnahmequellen. Ach ja, die neue Versammlungsstättenverordnung: ihren Wortlaut –oh oh! – kennen die meisten Mitglieder nach fast einem halben Jahr immer noch nicht. Tröstlich: Der Verband hilft weiter und gründet zusätzlich eine Arbeitsgruppe, die wichtige Änderungen durchsetzen soll. Ein interner Infodienst über die Abschlüsse von Künstler-Gastspielen wird mehr Transparenz ins krisenanfällige Tourneegeschäft bringen.

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